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Traversen für Brechts Dreigroschenoper

Colito lieferte die Traversenkonstruktion für die neue Dreigroschenoper im Pfalztheater in Kaiserslautern. MANEGE FREI! »Die Dreigroschenoper«, Brechts unverwüstlicher Klassiker, kehrt nach 19 Jahren auf die Pfalztheaterbühne zurück und verspricht Unterhaltung mit Tiefgang. Die »Moritat von Mackie Messer«, der »Kanonen-Song« oder das Lied der »Seeräuber-Jenny« sind dabei die Grundlage für einen Blick auf menschlich-allzumenschliche Abgründe.

Dreigroschenoper Pfalztheater Kaiserslautern
Dreigroschenoper Pfalztheater Kaiserslautern

Jonathan Peachum ist der König der Bettler in London – oder, genauer gesagt, der Leiter einer Firma, die Menschen befähigt, auf der Straße so viel Mitleid zu erregen, dass das gemeine Volk bereit ist, Geld zu spenden, das, wie sich von selbst versteht, umgehend in die Taschen eben jenes Herrn Peachum wandert.

Die Geschäfte laufen nicht schlecht, man könnte glücklich sein – doch da erfährt er, dass seine Tochter Polly Mackie Messer geheiratet hat. Ausgerechnet Mackie Messer, ein skrupelloser Ganove, der mit seiner kleinen Gaunerbande von Raub über Vergewaltigung bis hin zu Mord so ziemlich jede Straftat begangen hat. So billig soll sich Polly nicht verkaufen, die Hochzeit sollte doch Geld in Peachums Kasse bringen. Aber wie kann Mackie Messer aus dem Weg geräumt werden? Zumal dieser im Londoner Polizeichef Brown nicht nur einen guten Freund hat, sondern einen, der dafür sorgt, dass Mackie immer rechtzeitig vor Razzien und ähnlichen Schikanen gewarnt wird.

Wie gut für Peachum, dass in wenigen Tagen die Krönungsfeierlichkeiten für die neue Königin anstehen, denn jetzt kann Brown unter Druck gesetzt werden: Entweder Mackie Messer wird verhaftet und verurteilt, oder das Heer der Bettler wird losgelassen und stört die royalen Festivitäten. So nehmen die Dinge ihren Lauf.


 

BRECHTS WELTTHEATER

Brecht hat mit seiner »Dreigroschenoper« nicht nur ein überaus unterhaltsames Theaterstück im Halbweltmilieu geschrieben, sondern auch seinen Kommentar zum Raubtierkapitalismus, zu einer Welt, in der Geld und Gold alles und Moral und Werte nichts sind. Nur dass wir keine Banker oder Politiker auf der Bühne sehen, sondern Gangster in Nadel¬streifen. »Doch was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?« lässt Brecht am Ende des Stücks Mackie Messer sagen und öffnet dem Zuschauer damit den Blick für eine sozialkritische Deutung. Gleichwohl hat er kein Agitationstheater geschrieben, kein Stück, das die Zuschauer explizit auffordert, auf die Barrikaden zu gehen. Aber doch eines, das den Fokus auf gesellschaftliche Verwerfungen lenkt. Dabei arbeitet Brecht mit verfremdenden Effekten wie direkte Ansprache ans Publikum oder dem Einsatz von Liedern, um eine naturalistische Umsetzung immer wieder zu durchbrechen. Unterstützung fand Brecht dabei in Kurt Weill, der die ebenso eingängige wie unvergessliche Musik zur »Dreigroschen¬oper« schrieb.

»DIE DREIGROSCHENOPER« AM PFALZTHEATER

Die ganze Welt ist nicht nur Bühne – nein, sie ist ein Zirkus. Jedenfalls in unserer Inszenierung der »Dreigroschenoper«. Michael Lerchenberg, der nach der »Geierwally« und »Mutter Courage« zum dritten Mal am Pfalztheater Regie führt, erzählt das Stück in Form einer Zirkusrevue. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des Kapellmeisters Rodrigo Tomillo, der auch bei der »Courage« den Taktstock führte. Ebenfalls damals bei der »Courage« dabei und jetzt wieder am Haus ist Bühnenbildner Jörg Brombacher, der für unsere »Dreigroschenoper« die passende Zirkusarena erstellt hat. Die Kostüme im Stil der 20er Jahre stammen von Andrea Fisser, einer vielbeschäftigten Ausstatterin, die sich mit ihrer Arbeit zum ersten Mal am Pfalztheater vorstellt.

Inszenierung: Michael Lerchenberg
Musikalische Leitung: Rodrigo Tomillo

Bühne: Jörg Brombacher
Kostüme: Andrea Fisser

Mit: Hannelore Bähr, Friederike Butzengeiger, Elif Esmen, Antje Weiser - Dominique Bals, Oliver Burkia, Günther Fingerle, Rainer Furch, Reinhard Karow, Markus Kloster, Henning Kohne, Jan Henning Kraus, Peter Nassauer

 
 
 

colito productions